Die Entstehung der Klimawochen

Der Impuls für die Organisation der Klimawoche 2019, der „Climate Action Week“, kam aus der „Fridays for Future“-Bewegung. Schon lange zuvor waren uns ehrenamtlichen Mitgliedern des Klimawochen-Orga-Teams die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Klimawandel bewusst. Und damit auch, dass diese eine Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft am Leitbild der Nachhaltigkeit erfordern, damit wir Menschen und viele Tier- und Pflanzenarten ihre Lebensgrundlagen nicht verlieren und wir mit den Ressourcen unseres Planeten über Generationen hinweg auskommen. Da wir Menschen über unseren Verstand verfügen, sind wir verantwortlich für das, was wir tun, aber auch für das, was wir nicht tun.

Wir Organisatoren der „KLIMAWOCHEN im Landkreis Stade“ haben daher selbst in unserem eigenen Umfeld damit begonnen, unsere Lebensgewohnheiten kritisch zu betrachten und Dinge im eigenen Umfeld zu verändern.

Es war und ist uns ein großes Anliegen, mit positiven Ideen und konkreten Projekten auch in einer Gruppe gemeinschaftlich auf die großen Herausforderungen unserer Zeit zu antworten. Gerade im gemeinschaftlichen Handeln sehen wir die Kraft für eine größere Veränderung. Auch wollten wir gerne gemeinsam daran arbeiten, das Thema der Klima-Katastrophe ins Bewusstsein der Menschen im Landkreis Stade zu bringen. Nachdem die „Climate Action Week“ in 2019 schon sehr erfolgreich verlaufen war, haben wir uns auch in 2020 trotz der erschwerten Corona-Bedingungen für die Durchführung der beiden Klimawochen entschieden und, überall im Landkreis verteilt, kleine dezentrale Veranstaltungen durchgeführt.

Die Beweggründe und Ziele

Angesichts der aktuellen herausfordernden Krisen wie Corona-Krise und Klima-Krise suchen wir nach Lösungen, wie wir in Gemeinschaft hoffnungsvoll und positiv in die Zukunft blicken können und wie und wo wir in der Klima-Krise etwas konkret vor Ort bewegen können.

Wir möchten uns gemeinschaftlich einsetzen für eine nachhaltige und umweltbewusstere Lebensweise und möchten lokale, regionale Wirtschaftskreisläufe fördern. Es beschäftigt uns, wie wir uns resilienter machen können, um Krisensituationen wie die Corona-Pandemie oder die Klima-Krise besser bewältigen zu können. Wir möchten die großen Herausforderungen auch herunterbrechen auf einfache Dinge, die wir selber vor Ort umsetzen.

Was treibt uns an?

Unser Optimismus ist unsere Triebfeder. Unser Team handelt nach der Devise „EINFACH! JETZT! MACHEN!“, die zugleich auch der Titel eines empfehlenswerten Buches von Rob Hopkins ist, der Begründer der „Transition Town“-Bewegung. Wir legen Wert darauf, dass wir in einer konstruktiven Gemeinschaft frei, unabhängig, überparteilich, ziel-, fakten- und sachorientiert zusammenwirken können.

Die Durchführung der KLIMAWOCHEN 2020

Unter Beachtung der Hygieneregeln zur Eindämmung der Pandemie haben wir in den beiden Klimawochen vom 4. bis 19. September 2020 Menschen zusammengeführt und miteinander vernetzt.

In den Klimawochen 2020 gab es sowohl Bildungsveranstaltungen an Schulen als auch Informationsveranstaltungen über regionale Initiativen und konkrete Klimaschutzaktivitäten vor Ort in Stade, Buxtehude, Horneburg, Jork, Harsefeld, Himmelpforten, Oldendorf, Ahrensmoor, Guderhandviertel, Drochtersen und an anderen Orten im Landkreis Stade.  Es gab kreative und informative Aktionen zu Themen wie Erneuerbare Energien, Artenschutz, Umweltschutz, nachhaltigen Konsum, Mobilität und Ernährung, aber auch eine kulturelle Auseinandersetzung mit dem Schutz des Erdklimas.

Wir haben Menschen aus unserer Region vorgestellt, die sich bereits auf den Weg hin zu einer verantwortungsbewussteren, ressourcenschonenden und damit zukunftsfähigen Lebensweise gemacht haben. Sie haben uns zum Beispiel gezeigt,

wie wir unsere Gärten robuster gegen den Klimawandel gestalten

welche Vorteile es hat, mit dem Fahrrad zu fahren und das Auto stehen zu lassen (auch beim STADTRADELN im Landkreis Stade)

  • wie wir kostenlos ein Lastenrad leihen können (www.stade-faehrt-rad.de)
  • wie wir mit direkter Sonnenenergie kochen (z. B. Kochen mit Parabolspiegeln)
  • wie sich der Obstbau durch den Klimawandel verändert
  • wie sich ein Bäckereiunternehmen nach und nach nachhaltig umgestalten lässt
  • wie sich Tierarten im eigenen Garten und in Blühstreifen schützen lassen
  • wie sich Rohstoffe so nutzen lassen, dass sie in einer Kreislaufwirtschaft immer wieder zur Verfügung stehen (Cradle To Cradle, www.c2c.ngo)
  • wie und wo wir unsere Haushaltsartikel und Fahrräder reparieren lassen können (Repair-Cafés)
  • wie sich Tiere artgerechter halten lassen können (z. B. artgerechte Ammentier-Weidehaltung)
  • wie sich Lebensmittel vor dem Müll retten lassen (www.foodsharing.de)
  • wie bei einem Konzert der Strom für die Musik selbst erzeugt werden kann (Antrieb durch Fahrräder mit Stromgeneratoren von REEW, www.regionalenergie-elbe-weser.de)
  • und vieles mehr.

Die Multivisionsschau von Jana Steingässer zeigte auf, in welchen Teilen der Welt die Klimakrise für die Menschen bereits existenzielle Folgen hat, und gab in Himmelpforten mit ihren beeindruckenden  Bildern und abenteuerlichen Erlebnissen gute Denkanstöße für das eigene Handeln.

Der Filmabend über Transition-Town-Bewegungen in Horneburg bot den Teilnehmenden neue Erkenntnisse und hilfreiche Praxistipps von einem erfahrenen Experten, der bei Transition Town Hannover Projekte wie das „Unternehmen Tafelrunde“ erfolgreich umgesetzt, bei einer Solidarischen Landwirtschaft mitgewirkt und zu Regionalisierung von Lieferketten geforscht hat.

Die Teilnehmenden haben erfahren, in welchen Initiativen sie für den Klimaschutz in unserer Region selbst aktiv werden können. Menschen aus verschiedenen Initiativen haben sich gegenseitig kennengelernt und können sich nun über ihre konkreten Projekte austauschen und gemeinschaftlich eine Wirkung entfalten.

Die drei Abschlusskonzerte in Stade setzten einen furiosen Schlusspunkt für 2020 und machten Lust auf eine Fortsetzung in 2021.

Der Ausblick

In den Klimawochen wurden einige Projekte auch neu angeschoben und werden danach weiter fortgesetzt, wie z. B. das Projekt „Essbare Stadt“, Palettengärten und Trinkwasserbrunnen in Stade, die Stärkung des Radverkehrs, Einrichtung weiterer Repair-Cafés, weiterer Foodsharing-Fairteiler und weiterer Flächen für solidarische Landwirtschaft im Landkreis, Tauschbörsen, Sharing-Projekte wie Lastenradverleih, Verbreitung des Dorfstromer-Angebots, Blühstreifen, etc. oder die Durchführung von Workshops für Menschen, die in ihrem Garten die Biodiversität fördern oder Permakultur anwenden möchten.

Es hat sich eine „AG für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz im Landkreis Stade“ gebildet, um Klimaschutzaktivitäten in Gemeinschaft jenseits der KLIMAWOCHEN weiter zu entwickeln. Dazu gehört auch das interaktive Forum „Wiki Stade“, das ein Handbuch bzw. eine Karte erstellt, auf der bestehende regionale Initiativen abgebildet werden sollen.

Engagierte Menschen ganz unterschiedlicher Berufe und Hintergründe bringen in unserem Team ihre Energie, individuellen Fähigkeiten, Kontakte und positiven, kreativen Ideen ein, sodass wir uns hervorragend ergänzen. Es bringt Spaß, im Netzwerk der Klimawochen mitzugestalten.

Jede*r Einzelne ist eingeladen, bei uns mitzumachen. Neue Gesichter sind uns immer willkommen!

Nach den beiden „KLIMAWOCHEN im Landkreis Stade“ fand am 20.09.2020 im Anschluss daran die Hamburger Klimawoche statt, die in ebenso vielfältiger Weise ein Bewusstsein für einen ökosozialen Wandel schaffen möchte. Dort koordiniert auch ein ehrenamtliches Team die Klimawoche, aber es bringen sich Institutionen, Formen, Behörden, Hochschulen, Schulen, Museen, Vereine, Initiativen etc. mit eigenverantwortlich organisierten Veranstaltungen ein.

Bei den „KLIMAWOCHEN im Landkreis Stade“ haben sich die Klimaschutzregion Altes Land und Horneburg, die Samtgemeinde Horneburg, das Mehrgenerationenhaus Horneburg und die katholische Gemeinde St. Josef Stade, die Volkshochschulen Stade und Buxtehude, der Verein „Stade fährt Rad“ e.V., die Initiativen „Stade im Wandel“ und „Foodsharing Stade“, die „Artists for Future“, der Gärtnermeister und Waldpädagoge Jonas Maiwald, der Obstbaubetrieb Claus Blohm und die Carsharing-Anbieter „Dorfstromer“ dankenswerterweise bereits eigenständig und eigenverantwortlich eingebracht. "Buxtehude im Wandel" und „Wiki Stade“ haben uns bei der Internetpräsenz und dem Angebot des Online-Programms sehr gut unterstützt. Es hätten noch mehr Institutionen mitgemacht, wenn die Coronabedingungen dieses nicht erschwert hätten, z. B. wären die Museen in Stade ansonsten auch dabei gewesen. Die eigenständigen Beiträge zu den Klimawochen wollen wir im nächsten Jahr noch weiter ausbauen.

Nach den Klimawochen in unserer Region denken wir daran, dass angesichts der wegen Covid-19 bereitgestellten Milliarden-Kredite, die von der nachfolgenden Generation abzubezahlen sind, wir nun NICHT zurückfallen sollten in ein zerstörerisches Wirtschaftssystem, sondern in eine echte Transformation der Wirtschaft investieren müssen, die sofort nach der Corona-Krise notwendig wird mit dem Ziel einer am Gemeinwohl orientierten nachhaltigen Wirtschaft.

Für gesunde Menschen auf einer gesunden Erde müssen die richtigen Prioritäten nun richtig gesetzt werden, damit die Klima-Krise nicht unweigerlich weitere folgenreiche weltweite Wirtschafts-, Migrations- und Gesundheitskrisen nach sich zieht. Das meint auch der prominente Arzt und TV-Moderator Dr. Eckard von Hirschhausen und erklärt in seinem Appell, dass renommierte Virologen und Evolutionsökologen bereits wissenschaftlich nachgewiesen hätten, wie eng Klimaschutz, Natur- und Artenschutz  und die Corona-Krise zusammenhängen. Wenn die Übertragung des SARS-CoV-2-Virus auf den Menschen durch eine Zoonose erfolgt sei, müsse man bedenken, dass mittlerweile ca. 32% des Gewichtes der Wirbeltiere auf der Erde Menschen seien, ca. 67% machten die Nutztiere des Menschen aus und wir Menschen ließen den Wildtieren nur noch 1% des Gewichtes aller Wirbeltiere auf Erden übrig. Wenn den Wildtieren also nur noch so wenig Raum gelassen wird, kommt es vorhersehbar verstärkt zu weiteren Zoonosen, bei denen Viren auf den Menschen überspringen. Schätzungsweise 600.000 Viren könnten aus wissenschaftlicher Sicht dadurch noch weiter auf den Menschen übertragbar sein.

Politiker werden also mit den Klimaforschern zusammen zukunftsfähige, lebensbewahrende Entscheidungen treffen müssen - wie während der Corona-Krise. Aber vor allem müssen dann konkrete Klimaschutz-Maßnahmen auf jeder Ebene in die Tat umgesetzt und in der Gesetzgebung verankert werden.

Birgit Weißenborn

Mitglied im Organisationsteam der Klimawochen 2019 und 2020