ein Kommentar von Ulrich Hemke zum geplanten "Surfpark" -

Noch sind die Stellungnahmen, welche zur Auslegung in Sachen Surfpark und Gewerbe eingereicht worden sind, noch nicht „amtlich“ ausgewertet und offiziell auch noch nicht von den Parteien und Ratsfraktionen. Nachdem der alte Stader Rat aber bereits einhellig die Ziele des Bebauungsplans gebilligt hat, wäre es ein Wunder, wenn es im neugewählten Stader Rat zum Stop kommen würde. Es wird ja bereits vor Sprunghaftigkeit gewarnt. Und im Tageblatt werden Kritiker bereits mit diffamierenden Begriffen bedacht („Fundi“, „formalistisch“).

Man darf davon ausgehen, dass dieses weiter fortgesetzt wird: auf der einen Seite schöne Bilder mit Kindern im Surfbecken, auf der anderen Seite Berichte von ödem Brachland und durch Landwirte mit Giftstoffen verseuchtem Boden.

Die Landwirtschaft diente und dient ja gerne, wenn es darum geht, gegen Natur- Arten- und Klimaschutz zu mobilisieren. Jetzt aber geht es darum, den Menschen in der Öffentlichkeit und im Rat beizubringen, dass es doch viel zu schade wäre, vorhandenen Boden den umweltvergiftenden Landwirten zu überlassen wo doch Rendite mit einem Surfpark winkt.

Dieser wird mit wunderschönen Begriffen wie innovativ und nachhaltig und ökologisch vertretbar versehen. Außerdem klingt doch einleuchtend, wenn so herrlich den Kritikern entgegengehalten wird: „Seid doch froh, denn das ehemals für ein Großunternehmen wie BMW vorgehaltene Gelände wird doch jetzt viel naturfreundlicher genutzt. Solch ein Vergnügen für Sportsfreunde und Ihr wollt echt noch am Großunternehmen mit seiner Bodenversiegelung und seinen Abgasen festhalten. Ist doch irre!“

Klingt irgendwie einleuchtend , wird auch entsprechend vorgetragen. Und weil es so schön ist, wird aus der ursprünglichen Planung eines Surfparks für die Menschen, die „vor ihrer Haustür“ ihrem Hobby frönen wollen, seit 2021 ein Fantasialand geplant, in welchem sich alle Stader Träume von mehr Tourismus erfüllen: mehrere Hotels mit Konferenzmöglichkeiten, Freizeiteinrichtungen und Vergnügungen aller Art. Und dann auch noch Platz für Camping, Platz für Wohnmobile, Tiny-Houses. Natürlich auch „Events“ und Möglichkeiten für Einkaufserlebnisse aller Art.

Wenn man dies Wunschliste weiter denkt, so kommt dann jemand auf den Gedanken, für Wohlbetuchte eine Ansiedlung vorzusehen, eingezäunt oder besser eingemauert mit Wachpersonal, alle Häuser mit Pool. Und gleich daneben einen Golfpark. Und beim nahegelegen Flugplatz können die Superreichen ihre Privatmaschinen unterbringen. Das würde doch passen. Ist doch eine schöne neue Welt, die sich da den Lokalpolitikern in Stade bietet, oder ?

Die Frage, warum dies nicht in oder nahe bei Hamburg geplant wird, lässt sich leicht beantworten. Zum einen fehlt es da an Fläche , und die vorhandene (und teure) lässt sich lukrativer für Wohnungsbau nutzen. Und zum anderen würden sich die benachbarten Landkreise dagegen wehren, noch mehr Wasser zu liefern, das dort schon heute nicht nur in der Heide knapp ist. Und nicht zuletzt: die politischen Mehrheitsverhältnisse sind nicht so geartet und gestaltbar wie in Stade. Es würde dort zumindest nicht so leicht sein, hohe Strom- und Wasserkosten auf die Allgemeinheit zu überwälzen.

Also bleibt Stade der Wunschstandort für Kapitalanleger, sie winken mit Geld und Hoffnungen auf Gewerbesteuereinnahmen. Natürlich lässt Stade demnächst als norddeutscher Tourismusstandort die Augen glänzen und die heimische Gastronomie hofft auf mehr Umsatz. Hach, wie ist das schön zu träumen.

Erinnert mich an den schönen Film mit Charlie Chaplin: dort zerplatzt der Welt-Luftballon des Führers. Und in Stade stöhnen die Bürger über hohe Strom- und Gaspreise und draußen in der Landschaft warten Bauruinen auf Fledermäuse.