Seit vielen Jahren setzen sich Umweltschützer in und um Stade für den Erhalt von Streuobstwiesen ein. Diese Biotope sind besonders wegen ihrem Artenreichtum von großer Bedeutung.

Streuobstwiesen gehören zu den artenreichsten Biotopen ganz Mitteleuropas. Sie bieten beste Voraussetzungen für eine hohe Artenvielfalt. Die Nährstoffknappheit durch die fehlende Düngung und die nur zweimal im Jahr stattfindende Mahd bewirken, dass keine Pflanzenart überhand nehmen kann. So können zahlreiche Arten nebeneinander existieren. Mehr als 5000 Tier- und Pflanzenarten leben auf einer Streuobstwiese. Je nach Bodentyp kommen unterschiedliche Pflanzengesellschaften vor. Typisch ist zum Beispiel die Glatthaferwiese. Dort wachsen neben dem namensgebenden Glatthafer das Wiesen-Labkraut, der Wiesen-Storchschnabel oder die Wiesen-Glockenblume. Die zahlreichen unterschiedlichen Pflanzenarten locken wiederum viele Tierarten an: Insekten, Amphibien, Reptilien und Säugetiere.

Streuobstbau ist eine Form des Obstbaus, bei dem mit umweltverträglichen Bewirtschaftungsmethoden Obst auf hochstämmigen Baumformen erzeugt wird. Die Bäume stehen im Gegensatz zu niederstämmigen Plantagenobstanlagen häufig „verstreut“ in der Landschaft. (siehe https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/landnutzung/streuobst/index.html)

Der moderne, intensive Obstanbau ist dagegen von niederstämmigen Obstsorten in Monokultur geprägt.

Doch das Bestreben Obstbäume im Alten Land anzupflanzen hat eine lange Tradition. Bereits 1312 wurde erstmals ein Pomarium (Obstgarten) im Raum Stade erwähnt. Im 17. Jahrhundert war die Fläche, auf der Obst angebaut wurde, 200 Hektar groß und bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich der Obstbau zur dominierenden Art und Weise die Flächen zu nutzen. Heute sind etwa 10.700 Hektar der Flächen im Raum Stade mit Äpfeln, Kirschen, Birnen und anderen Obstsorten bepflanzt. Mehr als 80 Prozent der Obstbäume im Altes Land sind Äpfel und und gut 10 Prozent Kirschen.

2011 startete der BUND Niedersachsen ein Projekt, bei dem in mehreren Region des Landes Streuobstwiesen und deren Baumbestände kartiert und in ein Erfassungsportal eingepflegt wurden. Der Landkreis Stade gehörte damals zu den Modell-Region für die Streuobstwiesen-Erfassung. Und auch jetzt werden in diversen Projekten Pflegemaßnahmen und Neuanlagen bzw. Erweiterungen von Streuobstwiesen durchgeführt. Eines der jüngsten Beispiele ist die Anlage einer Kirschbaum-Wiese in Kehdingen im Dezember 2019, die der BUND Niedersachsen gemeinsam mit der BUND KG Stade im Projekt „Zusammenarbeit zur Erhaltung von Streuobstwiesen in Niedersachsen“ durchführte. Gepflanzt wurden 65 hochstämmige Kirschbäume (Sortennamen wie z. B. Hausschilds Frühe Schwarze, Müggenbeine oder Minners Bunte), die aus einer Kartierung im Alten Land wieder entdeckt wurden. Diese Kartierung (2015/16) wurde von der Kreisgruppe durchgeführt und hatte zum Ziel, die noch vorhandenen regionalen Kirschsorten im Alten Land zu erfassen, zu dokumentieren und durch eine Jungbaumanzucht die Sicherung dieser Sorten zu gewährleisten. Dabei wurde festgestellt, dass von den früheren 70 Sorten im Alten Land, heute nur noch 42 alte Kirschsorten übrig geblieben sind. 34 davon sind typische Altländer Regionalsorten und 15 sind Erstfunde für Deutschland.

Im Frühjahr 2019 startete eine weitere Flächenumwandlung. Auf einem 7.300 Quadratmeter großen Grundstück in Bützfleth, gelegen zwischen der Deichstraße und dem Kreueler Weg, wurde mit vielen Ehrenamtlichen die Benjes-Hecke und eine Blühwiese angelegt. Im November folgten dann alte Apfelsorten – darunter der Gelbe Richard oder der Horneburger Pannkoken – sowie Pflaumen-, Quitten-, Birnen- und Kirschbäume. Viele unterschiedliche Akteure aus dem Ort waren mit an der Aktion beteiligt.

Doch nicht nur neue Obstbäume bereichern die Region, jährlich kommen auch frisch ausgebildete Streuobst-Pädagog*innen dazu. Mit dem Ziel Kinder, Jugendliche und Erwachsene für das Thema Streuobst begeistern und ein grundsätzliches Bewusstsein für das Ökosystem Streuobstwiese zu schaffen, bildet der BUND Niedersachsen ebenfalls im Projekt „Zusammenarbeit zur Erhaltung von Streuobstwiesen in Niedersachsen“ jährlich ca. 25 neue Streuobst-Pädagog*innen in ganz Niedersachsen aus.