Ein Reisebuch von Barbara Schubert und Antje Hubert

über die Sehnsucht nach Gemeinsamkeit und Landlust – Gefühl.

Die Autorinnen motivieren zu Stadtteil-Treffpunkten oder Dorfgemeinschafts-Zusammenkünften und schildern Ideen, Herausforderungen, aber auch Lust und Frust von Initiativen

zur Verwirklichung der „Alle an einen Tisch“ – Vorstellungen.

alle an einen tisch titel

ISBN 978-3-00-069737-1  Provinzoffensive GbR  212 Seiten  € 15,00

In dem Buch ist u.a. die Rede von Dörfern, die irgendwie „vergessen“  vor sich hinschlummern zwischen bereits Vergangenem (Dorfläden, Gaststätte, Treffpunkte gibt es nicht mehr) und noch nicht Zukünftigem (Gemeinsamkeit selbst organisiert, neue Treffpunkte) .

Die Situationen und Lösungsversuche lesen sich aber auch für jedes andere Dorf oder für Stadtteile anregend und nachdenklich machend.

 

Wie stellt sich Dorfleben bzw. Stadtteil - Leben heute dar ?

Die Einwohnerstruktur besteht meist aus Alteingesessenen und Zugezogenen.
Alteingesessene hängen an ihren Traditionen und den Zusammenkünften „unter sich“ .
Von Gewohntem und Bekanntem loszulassen fällt schwer, gerade denen, die nie bis selten eine andere als ihre Dorfluft / Stadtteilluft geschnuppert haben und allenfalls für Ausflüge und Urlaub In die „Fremde“ ziehen. Gewohnheiten bieten Sicherheit, Traditionen beschützen vor dem Alleine sein.
Zugezogene haben einen anderen Blick auf das Dorf bzw. den Stadtteil, haben es sich aus bestimmten Gründen ausgesucht, hier zu leben,  bringen häufig wenig Erfahrung, aber wohl Interesse an Nachbarschaftsgemeinschaft und Miteinander mit. Individualität und „für sich sein“ ist ihre Gewohnheit.

Dorfleben / Stadtteile aktiver werden lassen

Für eine Gruppe von Aktiven, die hier Gemeinsamkeit und Zusammenkommen in Gang setzen und pflegen möchten, eine große Herausforderung, die viel Zeit, Durchhaltevermögen und Engagement bedeutet. Beispiele in diesem Buch „ Laden mit Klöngarantie, Möglichkeit zum Kaffeetrinken“ oder „Nachbarschafts-Mobil“, dass hier und dort Halt macht und mit Klappstühlen und Klapptischen drumherum Gemütlichkeit zum Treffen schafft, Kulinarisches im Wagen dabei. Absolut positiv an den Aktivitäten, die dieses Buch schildert, ist m. E. die Möglichkeit zusammen kommen zu können ohne Vereinsbeitritt, einfach locker, um aufeinander zuzugehen und ein „Gemeinschaftsgefühl“ zu finden. Auf diese Weise ist ein großer Schritt getan, um ein Dorf oder Stadtteil zu beleben. Dem steht leider im Wege, dass die Alteingesessenen gerade in Ihren Vereinen und Gruppen mit immer gleicher Herangehensweise das Gewohnte finden, während die Zugezogenen Ihre Individualität mitbringen und einbringen möchten. Kurz:  Der eine wünscht sich Mitglieder im Vereinsleben, damit das Gewohnte recht lange noch weiterleben kann. Der Zugezogene wünscht sich Interesse an der Person und zwischenmenschliche Begegnungen.

Was können wir tun ?

Ich meine, dass die Idee von gemeinschaftsfördernden Aktivitäten eine gute ist, aber die wenigen Menschen, die sich dann für die Organisation und Gestaltung einsetzen auf kurz oder lang überfordert und frustriert sind.  Es geht hier schließlich um „Völkerverständigung“ und das braucht Zeit. Ein großer Beitrag zum Gelingen, kann aber fast jeden Tag praktiziert werden. Nämlich in der Kommunikation am Gartenzaun, bei der Kaffee-Einladung, beim Einkaufen statt über Wetter und andere Oberflächlichkeiten zu reden, persönlich werden. Dem Gegenüber etwas persönlich positives sagen oder vom eigenen Tagesablauf sprechen. Schon kommt man ganz anders in Verbindung und erinnert sich im Nachherein auch an die Begegnung. Damit würde man sehr viel Samen streuen, der sich ausbreiten kann.

Triebfeder von Aktionen

Essen und Trinken ist immer ein Anreiz zu kommen und bietet einen lockeren Einstieg ins Kennenlernen. Wer bereitet es vor und wovon wird es bezahlt ? Eine gute Möglichkeit ist der altbewährte Spendentopf. Das Ganze wirkt nun nicht mehr so kommerziell und häufig ist die Wertschätzung auf diese Weise größer als der Preis auf der Speisekarte. Ganz der Zeit entsprechend bei der Ankündigung darauf hinweisen, dass Besteck und Geschirr bitte mitgebracht werden und dabei auch konsequent bleiben, also nicht noch in der Hinterhand Pappteller o.ä. bereithalten wegen der Befürchtung, dass sonst der ein oder andere nicht wiederkommt und seine eigene Vergesslichkeit in negatives Gerede über die Aktion ablässt.  Die Befürchtung ist unbegründet. Gerade in der Konsequenz liegt der Gewinn für die Aktion, Freundlichkeit und Akzeptanz in der Kommunikation vorausgesetzt.

Kurz: Nicht die Euro-Einnahmen sind die Triebfeder, sondern die Herzensangelegenheit des Zusammenkommens.

Dazu können natürlich auch andere als die Organisatoren beitragen. Auch hier der Grundsatz: Keine Vergleiche, keine Erwartungen, sondern der Beitrag als selbstloser Anteil zum Gelingen in welcher Form auch immer.  So wird ein Same gestreut, der sich verbreiten kann und die Ideenbringer erleben Entlastung und Entspannung. Um es mit Antje Huberts Worten in diesem Buch zu sagen „Etwas schaffen, dass niemanden ausgrenzt“  geht doch am einfachsten, wenn sich jeder einbringen darf wie er es kann und möchte, den groben Rahmen einhaltend selbstverständlich.

Alle an einen Tisch

Wo ich mich wohl fühle, gehe ich gerne hin. Wohl fühle ich mich, wenn ich Akzeptanz, Respekt und ehrliches Interesse erlebe.  Vergleiche, Reden über andere, missionieren, Bewertungen und egoistische Erwartungen über Bord werfen und ersetzen durch persönliche Kommunikation, positive Aufnahme und Probierfreude von neuen  Ideen und Altbewährtem.  Das klingt zumindest für mich nach sehr viel Spass miteinander, Bereicherung durch Andersdenkende und einem „wirk“ lichen Dorf- / Stadtteilfest, wo niemand ausgegrenzt und auch niemand in etwas hineingezwungen wird. Das kann nur erfolgreich werden und bleiben.

Schlusswort

Es ist gar nicht wichtig etwas Großartiges auf die Beine zu stellen, sondern bei uns fängt es an. Jede Begegnung kann ein Beitrag zum Gelingen sein. Positive Kommunikation, aber auch ehrliches Anbringen der eigenen Wünsche und Bedürfnisse sind die Basis. Den Menschen annehmende Gesten und Unterhaltungen im Alltag schaffen ein Verbundenheitsgefühl bevor man sich überhaupt am „Tisch für alle“ zusammensetzt. Und die Hürde des Dazukommens ist auch um einiges kleiner, wenn zuvor schon Persönliches erfahren wurde.