Die Welt beim Frühstück retten

Ein Buch als Ausweg vor der Angst?

von Walter Tauber

WirSindDasKlimaDies ist ein Buch über die Wirkung der Viehzucht auf die Umwelt”, schreibt Bestseller-Autor Jonathan Safran Foer (Tiere essen, 2010) auf Seite 64 seines neuen Werkes. “Das habe ich aber 63 Seiten lang verborgen gehalten.” Er muss so einsteigen, erklärt er, weil man bei diesem Thema nur schlechte Karten haben kann. “Menschen geraten in die Defensive, wenn man über Fleisch, Milchprodukte und Eier spricht”. Wie aber erreicht man Menschen, die auf  Abwehr gepolt sind? Wie bewegt man Menschen, denen das Nachdenken über unsere Umwelt unerträglich ist? In einem höchst originellen Ansatz bringt uns Foer zunächst zur Reflexion. Dann folgt ein Schlag mit dem Hammer: die Fakten, die wir längst kennen aber nicht sehen wollen, stellt er knapp, überschaubar und grausam zusammen. Foer verleitet uns zum Denken. Er erhebt aber nicht den unerträglichen Finger des mahnenden Besserwissers. Nein, er steckt seinen Finger tief in die Wunde, die wir längst verspüren. Wir sollen den Ausweg nicht als Theorie sehen sondern ihn fühlen: Der Weg vom Wissen zum Handeln.

Jonathan Safran Foer, Wir sind das Klima! Wie wir unseren Planeten schon beim Frühstück retten können

Kiepenheuer & Witsch, Köln 2019, 22 € ISBN 978-3-462-05321-0

(billiger antiquarisch, etwa bei www.abebooks.de)

Zitate und Seitenangaben sind aus der Englischen Originalausgabe: We are the Weather, Farrar, Straus and Giroux, New York 2019. Die Übersetzungen sind von mir (Wiki Stade war dem Verlag nicht wichtig genug für ein Rezensionsexemplar und ich hatte das Buch im Original schon gelesen. Die hier zitierten Stellen sollten aber leicht auffindbar sein).

In einem aufrührenden ersten Kapitel führt uns der Autor erst einmal um den heissen Brei herum:

1. Unglaublich (s. 1 - 72)

Sehr persönlich erzählt uns Foer eine Folge kurzer, eindrucksvoller Geschichten. Es sind philosophische Betrachtungen, Gedanken zu vergangenen Episoden und Betrachtungen zum menschlichen Verhalten. Da geht es etwa um Selbstmord, um die Disziplin und den Verzicht der Bürger an der Heimatfront während des Zweiten Weltkrieges oder um die Wirkung der Bilder, die uns von Menschen wir Rosa Parks, Jesus oder Anne Frank geblieben sind. Als etwa einem jungen Polen 1942 die Flucht in die USA gelang, glaubte man ihm seine Berichte über die Gräueltaten der Nazis nicht. Warum sind einige von Foers Verwandten rechtzeitig aus Polen geflohen während andere blieben und ermordet wurden? Warum kann ein Mensch angesichts einer Krise unglaubliche Kräfte entwickeln? Erlauben Emotionen diese sogenannten hysterischen Kräfte? Fakten alleine genügen offenbar nicht, damit wir unsere letzten Reserven mobilisieren. Foer fragt sich, warum er so leicht wichtige Angelegenheiten wie die Reparatur seines Daches verdrängen kann. Und er reflektiert darüber, ob er die Klimakrise wirklich spürt. Ist er betroffen? Sind wir wahrlich betroffen? 2018 war der weltweite Zuwachs an CO2 Emissionen drei mal so hoch als der Zuwachs der Bevölkerung, obwohl wir schon so viel wissen über Klimawandel. “Aber die Wahrheit ist ebenso krass wie eindeutig: Es ist uns gleichgültig!”(s.35)

Was hat es für eine Wirkung auf unser Denken, wenn unsere Selfie-Kultur die Darstellung über die Essenz stellt? Die 15 Skizzen dieses Kapitels erlauben Foer wichtige Erkenntnisse zu formulieren: “Motivation kann zu Handlung führen. Aber es kann auch – und das ist bemerkenswerter – aus Handlung Motivation entstehen.” (s.44)

Das muss man mal einsinken lassen. Warum engagiere ich mich? Muss ich alle Überzeugungen vorher fest gezurrt haben, um handeln zu können? Kann ich nicht in die Aktion einsteigen und dadurch meine Überzeugung und Motivation schärfen? Ist die Suche nach mehr Wissen nicht eine Ausrede, um nichts zu tun? Foer fragt sich, warum die Beteiligung an Wahlen so niedrig ist in seinem Land, alle aber Thanksgiving feiern. Warum ist der Wahltag kein Feiertag? Strukturen (legale, politische, rituelle) müssen Handlung ermöglichen und die generiert ihrerseits die notwendigen Gefühle.

Foer bringt uns in eindrucksvoller Weise zum Nachdenken. Zunächst sind wir vielleicht verwirrt und erkennen erst allmählich seine Ziele: Erkenntnis, Handlung, Gefühle und sozialer Wandel. Dann kommen wir der Essenz näher. Warum blendet Al Gore, der mit seinem Film so viel für das Umweltbewusstsein der Menschen getan hat, eine Kernfrage aus? Warum verlieren er und zahlreiche andere Klimaexperten kein Wort über die Rolle genau jenes Klimawandel-Verursachers, den wir direkt beeinflussen könnten? (s. 56). Auf Seite 58 wird Foer konkret: “Landwirtschaft produziert 24 Prozent (der Treibhausgase), das meiste aus der Viehzucht”. Später wird er auf diese Zahl eingehen und darlegen, wie zerstörerisch die Viehzucht ist. Zunächst geht es ihm aber um unser und sein Verhalten: Es wäre für jeden von uns einfach, viel zu tun, um den Klimawandel entscheidend zu bremsen. Foer klagt hier nicht an, er konfrontiert sich und uns (und Al Gore) mit der eigenen Hypokrisie: “Meine Lust, Käse und Eier zu essen war stärker als mein Engagement gegen grausame Tierhaltung und die Zerstörung der Natur” (s. 66) schreibt er über die Zeit, als er seinen Bestseller Tiere essen schrieb. Warum ist das wichtig? Kennen wir nicht alle solche Gedanken, solche Momente, solche Zweifel? Dabei könnten wir doch alle sehr viel mehr tun in dieser “größten Krise, die die Menschheit je gekannt hat” (s.71). Aber wir konzentrieren uns vor allem auf die fossilen Energieträger. Könnte das sein, weil wir gerade dort als einzelne Akteure so wenig tun können? Um auf diese Weise einen Ausweg zu haben? Bevor wir die Krise unseres Planeten nicht körperhaft spüren, werden wir nicht handeln können. “Wenn wir nicht erkennen, was wir tun müssen,” so Foer, “können wir auch nicht entscheiden, es zu tun.” (s. 70).

2. Das große Sterben verhindern (How to Prevent the Greatest Dying, s. 73 - 102)

Das zweite Kapitel ist enorm hilfreich. Foer fasst “mehrere hundert Seiten Prosa zu einer Handvoll wesentlicher Fakten zusammen.” (p.70). Fast tabellarisch bietet er uns Eckdaten über Schwankungen des Klimas, über die fünf Wellen massiven Artensterbens, über die Ursprünge der Landwirtschaft oder über die Tatsache, dass “Unser Planet eine Viehfarm” ist (p.79). Klingt übertrieben? Tatsächlich dienen 59 Prozent aller angebauten Flächen dem Vieh. Das Vieh konsumiert ein Drittel unseres Trinkwassers. 70 Prozent aller Antibiotika sind für das Vieh, während es für Menschen immer weniger Wirkstoffe gibt. 60 Prozent aller Säugetiere auf dem Planeten dienen unserer Nahrung. Für jeden Menschen auf Erden gibt es rund 30 Tiere in der Viehzucht.

Foer stellt Statistiken zusammen, die zeigen, wie brutal die Entwicklung ist (er nennt es “radikal”). Bei Bevölkerungswachstum oder Produktionssteigerung in der Landwirtschaft kann man einen Zusammenhang sehen. Ist es aber logisch, dass der Durchschnittsbürger der USA doppelt soviel Protein zu sich nimmt als gesund ist? Und dadurch ein vier mal höheres Risiko hat, an Krebs zu sterben als Menschen, die weniger Fleisch essen?

Foer fasst zusammen, was Treibhausgase sind und was sie bedeuten. Auf einer Seite erklärt er, warum der Klimawandel eine “tickende Zeitbombe” ist (s.87). Und was die Umwandlung des Amazonas in Viehfutter durch Brasiliens Präsidenten Jair Bolsonaro bedeutet: Denn 91 Prozent der Abholzung erfolgt wegen der Viehzucht.

So klar die Daten auch sind, es gibt trotzdem Streit unter Experten. Die Organisation für Ernährung und Landwirtschaft der Uno FAO (http://www.fao.org/home/en/) rechnet, dass Viehzucht für 14,5 Prozent aller CO2 Emissionen verantwortlich ist. Falsch gerechnet, sagen Wissenschaftler des Worldwatch Institute in Washington, da viele Aspekte der Viehzucht nicht mitgerechnet werden. Das Institut kommt auf 51 Prozent aller Emissionen (in einem Anhang geht Foer detailliert auf diese Statistiken ein). Die Folge aller Berechnungen ist aber eindeutig: wir können den Klimawandel nicht in den Griff kriegen ohne eine Auseinandersetzung mit der Viehzucht. Wir können die Zeitbombe Klimakatastrophe nicht entschärfen, solange wir so viel Fleisch konsumieren. Vergleichende Statistiken über den CO2-Fußabdruck von Menschen in verschiedenen Ländern beenden das Kapitel. Die Botschaft ist klar: wir können alle etwas tun, indem wir weniger Fleisch essen.

Mit dieser Datenbank von knapp 30 Seiten ebnet uns Foer den Weg vom Wissen zum Handeln. Wer an einzelne Daten zweifelt, kann sie mit jeder Suchmaschine leicht nachprüfen. Es gibt keine Ausreden mehr, um nichts zu tun. Auf Wikipedia finden wir ein gelungenes Beispiel: “Der Unternehmer Dirk Roßmann, Gründer der Drogeriekette Rossmann, beschloss nach Lektüre des Buches eine Intensivierung seines Engagements für den Klimaschutz: „Nachdem ich dieses Buch gelesen habe, war mir klar, dass ich etwas tun muss.“ Roßmann verschenkte im Herbst 2019 zunächst 2000 Exemplare des Buches an alle Bundestagsabgeordneten und Vorstände aller DAX-Unternehmen, weiterhin konnten über die Website seines Unternehmens 25.000 Exemplare kostenlos angefordert werden. Roßmann begründete dies mit der Dringlichkeit der Klimakrise: „Wir haben ein Riesenproblem und das kriegen wir nicht mit Kosmetik hin, sondern nur durch Handeln.“

Handeln, darum geht es. Jetzt wäre es doch interessant, zu hören, wie viele MdBs das Buch auch gelesen haben - und wie viele danach handeln.

3. Only Home (Einziges zuhause) (s. 103 - 144)

Wieder regt uns Foer mit einer Reihe kurzer Glossen zum Nachdenken an. Autobiographische Szenen mit seiner Großmutter oder seinem Sohn reihen sich an Erörterungen wissenschaftlicher Fakten oder Rückblicke in die Geschichte der Forschung. Und immer wieder bringt er seine Beispiele auf die zentrale Frage unserer Psychologie. Was braucht es, damit wir uns in Bewegung setzen? “Auch wenn wir an den von Menschen verursachten Klimawandel glauben, leugnen wir unseren persönlichen Beitrag dazu...,” meint Foer. “Wir glauben, dass die Krise von mächtigen äusseren Kräften verursacht wird und deshalb nur durch solche Kräfte gelöst werden kann” (s. 110). Der Glaube an übermächtige Kräfte entbindet mich also der Verantwortung?

Vielleicht bieten unsere Sinne eine Erklärung? Foer beschreibt anhand persönlicher Erfahrung, wie er sich an einen bestimmten Geruch gewöhnt hat und diesen nicht mehr wahrnimmt. “Was immer da ist, hört auf da zu sein” (s.112). Haben wir uns jetzt – nach einem halben Jahrhundert Warnungen über den Klimawandel - so sehr an die Möglichkeit eines katastrophalen Untergangs gewöhnt, dass wir ihn nicht mehr wahrnehmen?

Mit der Raumfahrt kamen die ersten Bilder der Erde und schärften unser Bewusstsein, dass wir auf dem “blauen Planeten” leben. Was haben wir daraus gelernt? “Unser Planet schützt uns vor der Härte des Weltalls,” so Foer, “aber wir schützen ihn nicht vor unserer eigenen Härte” (s.115). Und so sinniert Foer einmal mehr über die Verantwortung, unsere Verantwortung. Es ist so leicht, sich über Trump zu ärgern. Aber warum tun wir nichts, obwohl wir doch so viel wissen? Foers dramatische Folgerung: “Ich bin die Person, die meinen Sohn gefährdet” (s. 122).

Doch es gibt auch Zeichen der Hoffnung: Jugendliche, die gegen die US-Bundesregierung klagen, weil sie deren Zukunft gefährde (s. 124), oder Bewegungen und Organisationen wie das Projekt Drawdown (https://www.drawdown.org/), die für alle umsetzbare Mittel empfehlen. Drawdown nennt vier Wege (s. 129):

- Die Verschwendung von Lebensmitteln reduzieren (dazu: Foodsharingund Foodsharing in Stade.

- Schulbildung für Mädchen

- Familienplanung

- Mehr pflanzliche Lebensmittel konsumieren

 

Und so landen wir wieder bei der Landwirtschaft. “Die Zukunft der Landwirtschaft und der Ernährung muss der Vergangenheit ähnlich sein” glaubt Foer (s. 133). Unsere industrialisierte Agrarproduktion macht aber das Gegenteil. Ministerin Julia Klöckner verspottet den alternativen Weg als Rückkehr zu Bullerbü. Und Landwirte werden immer mehr ausgelaugt, verschuldet und reduziert zu Trichter, durch die sogenannte Hilfsgelder aus Brüssel gepresst werden, um dann bei den Herstellern von Chemie und Maschinen zu landen, den wahren Herren unser aller Äcker. Das Spiel ist eines mit gezinkten Karten: Es geht nicht darum, Bauern zu unterstützen sondern, wie immer, die Konzerne.

Das Kapitel endet mit einer traurigen Note, die unser Unfähigkeit zu erkennen und zu handeln unterstreicht. Wir können die Korallen Australiens oder den Urwald im Amazonas-Becken nicht retten. Unsere größten Städte an den Küsten werden überflutet, auch ganze Länder wie Bangladesch, die am wenigstens CO2 ausstoßen. Ist es längst zu spät? Denn wir wissen, aber wir handeln nicht.

 

4. Disput mit der Seele (Dispute with the Soul, s. 145 - 182)

Wenn wir nachdenken sollen, warum nicht als Dialog mit der eigenen Seele? Wieder nutzt Foer eine originelle Form, um uns sein Anliegen näher zu bringen. Wieder steckt er seinen Finger tief in die Wunden. Warum reden wir so gerne von Hoffnung, wenn wir nur die eigene Untätigkeit meinen? Die Kernfrage Foers: “... ist hoffnungsvoll sein nur eine Abkürzung dafür, dass man auf ein Wunder wartet oder sich mit dem Tod abgefunden hat?” (s. 148). In fast perverser Manier saugen wir Informationen und Beschreibungen der anstehenden Apokalypse auf. Aber wir tun nichts.

Der innere Dialog führt auch zur Erkenntnis, dass es ungerecht ist, die ganze Schuld dem Einzelnen aufzubürden. Zumal nur etwa 100 Konzerne für 71 Prozent der Treibhausgase verantwortlich sind. Wir sind trotzdem Verursacher, weil wir deren Produkte kaufen und deren Produktionsmethoden akzeptieren. So kommt Foer zurück zu dem Punkt, an dem wir alle ansetzen können: “Weniger tierische Produkte zu essen ist wahrscheinlich das wichtigste, das ein Einzelner tun kann, um den Klimawandel umzukehren.” (s. 150).

Jean Ziegler, der Uno-Beauftragte für Recht auf Ernährung, klagt, dass 100 Millionen Tonnen Getreide als Biotreibstoff in Motoren verheizt werden. Ziegler nennt das zurecht “ein Verbrechen gegen die Menschheit”. Gleichzeitig verfüttern wir sieben mal so viel an das Vieh, das meist wohlhabende Fleischesser ernährt. Das ist genug Getreide, um die ganze Menschheit zu ernähren. “Dieses Verbrechen könnten wir Genozid nennen,” glaubt Foer. Und er kommt zu Schluss, das industrielle Landwirtschaft nicht “die Welt ernährt”. Sie hungert die Welt aus und zerstört sie zugleich (p.166).

 

5. Mehr Leben (More Life, s. 183 – 224)

Zunächst geht es um Leben beenden. Persönliche Erinnerungen, historische Ereignisse und unsere Untätigkeit vor der Klimakrise bringen Foer zur Feststellung, dass weltweit “mehr Menschen an Selbstmord sterben als an Krieg, Mord und Naturkatastrophen zusammen” (s. 194).

Vor diesem Hintergrund – und dem des kollektiven Selbstmordes unserer Gesellschaft - setzt Foer sich mit den Thesen auseinander, die besagen, der einzelne Konsument sei nicht in der Lage, die komplexen Systeme so zu verändern, dass sie zu einer “Carbon-freien” Gesellschaft führen könnten. Diese angebliche Hilfslosigkeit vergleicht Foer mit einem Autofahrer, der im Stau steckt. Dieser Fahrer will nicht erkennen, dass er sebst der Stau ist (s. 199). Mag sein, dass wir individuell komplexe Systeme wie Kapitalismus, Industrielle Landwirtschaft oder die Erdölkonzerne nicht leicht ändern können. Dass wir nichts tun können ist, so Foer, “ein defätistischer Mythos” (s. 199).

Wir haben zwei Optionen angesichts der Klimakrise. Zunächst müssen wir erkennen, dass sie uns umbringen kann. Dann bleiben uns “Resignation oder Widerstand. Wir können uns dem Tod ergeben oder wir können die Aussicht auf den Tod dazu nutzen, das Leben zu stärken” (s. 205).

Foer denkt nie eindimensional, wenn er sich mit den Themen Krise, Untergang oder Leben befasst. Er unterscheidet den Kampf gegen Massentierhaltung klar von der Auseinandersetzung mit Fleisch. Es geht nicht darum, dass wir alle Vegan werden. Aber die Entscheidungen, die wir heute treffen werden bestimmen, wie künftige Generationen über uns denken. Sollten sie überhaupt noch da sein, um über uns zu urteilen. “Heute bedroht sich die ganze Spezies mit Massenselbstmord,” fürchtet Foer. “Nicht, weil jemand uns zwingt. Nicht, weil wir es nicht besser wüssten. Und nicht, weil wir keine Alternativen hätten.” (s. 205).

 

Anhang: 14,5 Prozent oder 51 Prozent (s. 227)

Alle Daten für eine wichtige Debatte.

Schlussbemerkungen:

Muss das sein? Können wir uns nicht dazu bringen, zusammen zu arbeiten anstatt in permanenter Konkurrenz und Konfrontation zu leben. Sozialer Wandel, der echte Kooperation bringt, könnte die Weichen umstellen. Heute führt der Weg in den Suizid unserer Spezies. Also was tun? Bleiben wir mal im Bereich Ernährung und Fleisch. Wer den jetzt-Zustand verewigen will, weil er daraus profitiert, versucht immer die angebliche Radikalität seiner Gegner hervorzuheben. Die idiotische Veggie-Tag Debatte zum Beispiel, als ein vernünftiger Vorschlag der Grünen hochstilisiert wurde zu einer drohenden Verbotskultur. Nein, es geht nicht darum, alle Menschen zu zwingen, Vegan zu werden. Ich schaffe das auch nicht. Es geht aber darum, die Strukturen, die auf Gier und Profit alleine ausgerichtet sind, so zu verändern, dass wir auf ein vernünftiges Mass zurück kommen. Ja, wir müssen insgesamt weniger Fleisch essen. Wenn ich die Berge von billiger Ekelware sehe, die angeboten werden, dann kann das für alle nur gut sein. Außer für die Aktionäre der Fabriken.

Die Massentierhaltung muss gestoppt werden aus drei naheliegenden Gründen:

1. Sie lebt gar nicht, um uns zu ernähren, sondern um einen irrsinnigen Export-Überschuss zu schaffen. Die Folge: Deutsches Hähnchen ist in Ghana billiger als afrikanisches. Lokale Produzenten müssen aufgeben. Immer mehr Menschen aus Ländern wie Ghana müssen Arbeit suchen im reichen Norden.

2. Die Massentierhaltung ist Tierquälerei. Die Politik schafft nur Gesetze, dank derer die Produzenten sich um alle ethischen Parameter herum mogeln können. Warum musste es eine Pandemie geben, um zu verstehen, dass die Leiharbeit in der Fleischindustrie eine an Sklaverei grenzende Ausbeutung ist? Und warum soll die Leiharbeit erst ab Anfang nächsten Jahres verboten werden? Warum nicht gleich? Vielleicht hegen Unternehmer und Politik die Hoffnung, dass die Pandemie dann vorbei ist, alle das Thema vergessen haben und sie sich wieder einmal durchmogeln können? Zum Thema Fleischindustrie gibt es einen faktisch gut begründeten Krimi von Wolfgang Schorlau: Am zwölften Tag, Kiepenheuer & Witsch 2013 (im Netz antiquarisch unter 5 € zu finden).

3. Massentieraufzucht ist auch für den Menschen gefährlich. Tonnenweise werden Antibiotika verfüttert. Und so entstehen resistente Errege. Umweltschutzorganisationen beklagen das seit langem: bund

Zum Thema Massentierhaltung siehe auch: greenpeace

Wiki Stade, 2020