Die Macht der Veränderung

Vom Buch zur Bewegung - Gedanken für eine neue Welt

von Gisela Hänig

GemeinwohlÖkonomieDas Wirtschaftsleben ist in seiner Absurdität nicht mehr zu toppen. Gesellschaftliche Katastrophen sind seit Jahren spürbar und wachsen unaufhaltsam. Diese Entwicklung geht auf Kosten von Menschen und Umwelt. Es ist allerhöchste Zeit, ein STOPP-Schild in den Weg zu stellen und die UMLEITUNG auszuschildern.

Warum nicht heute? Wir machen einfach nicht mehr mit. Und wir können vieles tun. Wir können sinnlosen Konsum verweigern, uns für Menschsein und eine intakte Umwelt engagieren oder ein menschenwürdiges, gesundes Arbeitsumfeld einfordern: Denn wir haben die Macht zur Veränderung. 

Christian Felber, Gemeinwohlökonomie, Piper Verlag München, 2018

ISBN 978-3-492-31236-3

Dieses Buch stellt einen Weg vor, der zurück zur Volkswirtschaft führt. Das heißt Wirtschaft als sinnvoller Markt für Produkt- und Dienstleistungsaustausch zum Wohle der Gemeinschaft. Das Buch liest sich spannend und fesselnd: neben der Theorie mündet es problemlos und verständlich in nachvollziehbare und einfach zu verwirklichende Praxisanleitungen. Es stellt überzeugend eine neue Gesellschafts- und Wirtschaftsform des Einklangs vor. Denn es gibt immer eine Alternative.

Die Motivation von uns Menschen wird mehr und mehr zerstört, um ein funktionales Subjekt zu schaffen, dass sich leicht lenkbar und anspruchslos den Trieben der Machtgierigen unterordnet.
(Seite 12 – 27 des Buches, Kapitel „Kurzanalyse“)

Menschliche Bedürfnisse und Werte wie Vertrauen, Ehrlichkeit, Wertschätzung, Respekt, Gerechtigkeit, Kooperation und sozialem Miteinander treffen auf das ausschließliche Bestreben nach absurder Geldanhäufung und Machtausweitung als einzige Ziele von Unternehmen. Deren Schaffenskraft zeigt sich vor allem in egoistischem Gewinnstreben, Konkurrenzausschaltung, Gier nach immer mehr, Geiz und Rücksichtslosigkeit.

 

Nichtbefriedigung von Grundbedürfnissen
Ökologische Zerstörung, Sinnverlust und Werteverfall (Seite 24 und 25)

Um ein gesundes Markt- und Wirtschaftsleben herzustellen, zu fördern und zu erhalten wäre es politisch verantwortlich, eine Rahmenordnung durch Gesetze und zur Kontrolle deren Einhaltung zu schaffen.

Leider unterstützt unsere Staatsführung und damit der Gesetzgeber den heutigen Zustand und fördert dessen Weiterentwicklung. So verstößt sie gegen ihre Aufgabe als Volksvertretung. In einer Arbeitswelt, wo ein Vater durch einen tagesfüllenden Job seine Familie nicht ernähren kann, Arbeitnehmer immer öfter in den Burnout getrieben werden und Kinder Tabletten nehmen, um dem Schulstress standzuhalten, stellt sich die ganz wichtige Frage:

Wer achtet auf die Einhaltung unseres Grundgesetzes?

„Die Würde des Menschen ist unantastbar“ - der Grundsatz wird mehr und mehr ausgehölt durch Entscheidungen der Politik, die verheerende Auswirkungen auf die Menschen in unserer Gesellschaft haben und auf die für uns lebensnotwendige Umwelt. Das zeigt sich auch ganz entschieden darin, dass es kein Gemeinschaftsgefühl in der Gesellschaft mehr gibt und die Menschen in Kategorien gesplittet werden:

„Junge“ = Kita, „Alte“ = Altersheime und „Schaffende“ als Funktionale im Berufsleben.

 

Zerstörung von Marktwirtschaft und Demokratie (Seite 22 und 23)

 

Konzentration und Missbrauch von Macht

Die Entwicklung zu riesigen Konzernbildungen erstickt eine vielfältige Marktwirtschaft. Konkurrenz als Feindbild bedeutet mehr gegeneinander als mit- und füreinander und handelt einer Volkswirtschaft zuwider. Kleine und mittelständische Betriebe zahlen in ihrem Land Abgaben und Steuern, größere Unternehmen wählen einen Standort im Ausland und entziehen sich so der Besteuerung durch den eigenen Staat.

 

Ausschaltung des Wettbewerbs

Wo Kartellbildung zugelassen wird, entwickelt sich ein Machtmonopol von wenigen. Letztendlich gewinnen wenige eine immer größere Einflussnahme auf Markt und Gesellschaft. Aktionen der zentralen Banken zeigen, dass es nicht um Gemeinwohl, sondern um die Absicherung von Gewinnen und Macht geht.

 

Preisbildung

Das Marktgeschehen, eine Vielfalt von Angebot und Nachfrage, sowie Kosten und Nutzen sollten preisentscheidende Faktoren sein. Zur Zeit bildet sich der Preis aufgrund von Gier nach noch mehr Profit und Macht.

 

Ausschaltung der Demokratie

Wortbedeutung : Herrschaftsform, politische Ordnung oder ein politisches System, wo Macht und Regierung vom Volk ausgehen (Volksherrschaften). In der jetzt gelebten, politisch unterstützten Kapitalgesellschaft wird gegen das Volk gearbeitet. Die Wünsche der Gesellschaft stehen nicht im Vordergrund.

 

Was können wir tun ?

Unsere Lebensführung ist stark durch die Medien geprägt. Es wird uns immer wieder suggeriert, dass man immer mehr Geld zum Glück bräuchte und nur die Teilnahme am Konsumleben in all seinen Bereichen ein echtes Lebensgefühl vermittele. Dem Trend folgen soll ein Pseudo-Gemeinschaftsgefühl vermitteln. Wir dürfen davon ausgehen, dass alles was uns suggeriert wird zum Wohle derer ist, die damit unverhältnismäßig viel Geld verdienen. Wir dürfen, ja wir müssen uns fragen : Was ist zu unserem Wohle ? Was brauche ich wirklich ?

Wir sollten den Mut aufbringen dem sogenannten Trend und vielfältigen Verführungen, die uns das Geld aus der Tasche ziehen sollen, zu widerstehen. Daraus könnte eine Erkenntnis wachsen, dass so viel Geld gar nicht nötig ist um glücklich und zufrieden zu leben. Gesundheit wächst, Familienleben findet nicht nur nach Feierabend statt. Echtes Gemeinschaftsgefühl kann gelebt werden, weil man plötzlich Zeit hat für Begegnungen ganz anderer Qualität und vieles mehr.

Wäre das nicht schön ?

 

Kern der Gemeinwohl-Ökonomie
(Seite 27 – 32)

Wer achtet auf die Einhaltung unseres Grundgesetzes ?

Da steht: Eigentum verpflichtet, sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen (GG Artikel 14. 2)

Im Kern ist dies die Zielrichtung, die eine Gemeinwohl-Ökonomie von der jetzigen Kapitalwirtschaft unterscheidet. Die Zielrichtung des Wirtschaftens muss einen Richtungswechsel erfahren. Gemeinwohl als demokratisch definiertes Ziel des Wirtschaftens. Die Erfolgsmessung wäre dann ausgerichtet auf die Zielorientierung und -erreichung und Grundlage etwa für Investitionen. Der Zielrichtungswechsel wäre auch politisch lenkbar. Das heißt, Erfolg wird nicht am finanziellen Gewinn, sondern am Beitrag zur Gemeinschaft bemessen.

Genaueres findet der Leser im Kapitel: „Das Ziel messen, nicht die Mittel“ (Seite 30) .
Da steht der Vorschlag einer Volksbefragung um zu erfahren, wie es um das Gemeinwohl bestellt ist. Fragen aus den Bereichen Gesundheit, Zufriedenheit, Zeitverwendung oder Gemeinschaftsgefühl könnten als Grundlage dienen, um eine neue Zielausrichtung zu definieren.

Denn was sagt uns die Höhe des Finanzgewinns eines Unternehmens verlässlich darüber, ob das Unternehmen

  • Arbeitsplätze schafft oder abbaut ?
  • die Arbeitsbedingungen humaner oder stressiger gestaltet?
  • die Umwelt achtet oder ausbeutet ?
  • die Erträge gerecht verteilt ?
  • Waffen herstellt oder bioregionale Lebensmittel ?

 

Gemeinwohl-Bilanz – eine neue Art, Unternehmen zu bemessen.
(Seite 33-44)

 

Wie sinnvoll sind die Produkte oder Dienstleistungen ?

Wie human sind die Arbeitsbedingungen ?

Wie ökologisch wird produziert ?

Wie ethisch wird verkauft ?

Wie kooperativ und solidarisch verhält sich das Unternehmen zu anderen Unternehmen ?

Wie werden die Erträge verteilt ?

Werden Frauen gleich behandelt und entlohnt ?

Wie demokratisch werden die Entscheidungen getroffen ?

 

Durch die Bemessung und Orientierung an der Gemeinwohlbilanz anstelle der Gewinnmaximierung, wird das Bestreben nach immer mehr Geld ausgeschaltet. Und die Machbarkeit? Auch hierzu finden sich im Buch eine hervorragend dargestellte Praxisanleitung zu den Themen Einkommensregelungen und die verbotene und erlaubte Verwendung von Gewinnen.

(Seite 47 – 56)

 

Was können wir tun ?

Wir haben die Macht zur Veränderung.

Wo kaufen wir ein und was kaufen wir ein ? Könnten wir das gleiche auch bei einem Unternehmen bekommen, dass schon jetzt eine bessere, dem Gemeinwohl und der Umwelt zuträglichere Zielrichtung verfolgt ?

Diese Frage sollten sich immer Mehr Konsumenten stellen.

Ist es nicht letztlich unsere Gesellschaft, die mehrheitlich nur nach dem Euro schaut? Billig, noch billiger.

Als Resonanz darauf reagieren die Wirtschaftsunternehmen entsprechend: mehr, noch mehr.

Quantität ersetzt Qualität.

Wie diesen Teufelskreis Einhalt gebieten ?

Preiswert einkaufen wäre eine Alternative zu billig einkaufen. Preiswert bedeutet, dass es mir der Preis wert ist.

Also, dass ich bereit bin etwas mehr Geld auszugeben, um z.B. Werte zu unterstützen wie Service oder Regionalität

oder mich qualitativ besser zu ernähren durch Bio-Lebensmittel in Demeter- oder Bioland-Qualität . Sich für preis-wertes Einkaufen zu entscheiden, heißt auch auf einer Seite ideell mehr und auf der anderen Seite auch mal Verzicht. Als Resonanz darauf gibt es mehr Qualität und mehr Gemeinwohl. Nachhaltig ernten wir alle mehr Lebensqualität durch eine veränderte Marktwirtschaft zu Gunsten von Mensch, Tier und Natur.

 

Nach welchen Oberbegriffen könnte Gemeinwohl definiert werden ?

Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit, Transparenz und Mitentscheidung schlägt Christian Felber in diesem Buch vor und erklärt im Detail, was er damit meint. (Seite 35 – 38)

Auf dieser Grundlage würde der Staat Belohnungen – Fördermittel oder Investitionen – gerechter und überhaupt erst an der Zielerfüllung orientiert verteilen. Eine weitere Belohnung käme von den Käufern, die ein am Gemeinwohl orientiertes Unternehmen eher auswählen würden. Ein weiterer Erfolg würde auch durch die Mitarbeiter einfließen. Denn wo man sich wohl fühlt, da bringt man gerne und auch maximal seine Leistung ein.

 

Was können wir tun ?

Wir können uns dahin wenden, wo unsere Werte und Vorstellungen Verwirklichung finden. Wenn wir überall dort die Gemeinwohl-Definition unterstützen, wo wir ihr begegnen, im Kleinen wie im Großen oder auch nur im gewagten Ansatz, drehen wir am Rad der Veränderung. Mit jedem noch so geringen Schritt in diese Richtung nehmen wir auch Einfluss auf das Resonanzprinzip.

Gewinn nicht zum Eigennutz sondern als Mittel...

nutzen für Investitionen, Rücklagen, Aufstockung des Eigenkapitals, Ausschüttungen an Mitarbeiter oder auch Darlehen an Mitunternehmer. So wird Kooperation und Solidarität gefördert anstelle von Finanzinvestment und Gewinnausschüttung an Eigentümer und Beteiligte, die nicht im Unternehmen arbeiten.

 

Die gefährlichen Tendenzen

  • Entkoppelung von Macht und Verantwortung
  • Ungerechte Verteilung bis hin zu Ausbeutung
  • Sinnloses Motiv
  • Machtkonzentration

 

Diese Tendenzen schaltet die bahnbrechende Wirtschaftsorientierung der Gemeinwohlökonomie aus.

Felber geht auch auf die markt- , unternehmens- und wirtschaftsbildenden Grundlagen ein. Er behandelt Aspekte wie die optimale Größe oder Struktur von Unternehmen , kooperative Marktsteuerung, Gemeinwohl und Globalisierung
und natürlich soziale Sicherheit werden ebenso ausgearbeitet . (Seite 57 - 81)
Geld und Eigentum einsetzen als Mittel zum Zweck anstelle zum Eigenzweck fördert automatisch das Gemeinwohl, lässt eine sinnvolle Produktion entstehen und baut den demokratischen Gedanken aus.

 

Gemeinwohl-Banken

Unter dem Titel „Soziale und ökologische Kreditprüfung“ stellt das Buch vor, wie eine Gemeinwohl-Prüfung aussehen sollte. Eben nicht eine auf rein zahlenorientierte Prüfungen basierende Kreditvergabe wie Rating oder Bonitäts-prüfung. Vielmehr sollten die zu finanzierenden Projekte für die Kreditverwendung eine entscheidende Rolle spielen. (Seite 79 – 82)

 

Eigentum als Mittel zum Zweck

In der momentanen Situation des Kapitalismus gibt es keine Grenzen zum Ansammeln von Privateigentum. Der gesamte Unternehmensgewinn kann also neben dem Inhaber-Gehalt von den Unternehmensinhabern angeeignet werden. Dabei sind die Mittel gleichgültig (etwa Ausbeutung durch ungerechte Bezahlung, Untergrabung eines Mitspracherechtes der Arbeitnehmer bei der Arbeitsplatzgestaltung oder der Arbeitszeit, Ausbeutung der Umweltressourcen und vieles mehr). Der Geldgewinn wird häufig durch einen großen Verlust an Gemeinwohl erzielt.

 

Ungehindert können die Geldeliten so agieren. Denn die Machtinstrumente „Medien kontrollieren“ und „politische Prozesse für eigene Zwecke lenken“ sind einigen wenigen, sehr Reichen an die Hand gegeben. Das widerspricht dem demokratischen Grundprinzip. Somit wird durch die momentane, politisch unterstützte, kapitalistische Orientierung die Volksvertretung – nämlich der Wunsch der Gesellschaft – untergraben und der Grundstein für die Zerstörung der Demokratie gelegt. Das Buch zeigt konstruktive Lösungsmöglichkeiten auf, um diesen Trend zu stoppen und umzukehren.

 

Was können wir tun ?

Ja, bei den politischen Wahlen unsere Stimme denen geben, denen wir uns eher verbunden fühlen. Aber noch viel wichtiger ist unser Beitrag im Alltag. Sich ein wenig Zeit nehmen, um eine neue „Ein-stellung“ im wahrsten Sinne des Wortes zu finden. Wir können uns Gemeinschaften anschließen, die für mehr Menschlichkeit, Menschenwürde, Tier- und Umweltschutz eintreten. Dort können wir die Kraft der Gemeinschaft ganz unmittelbar spüren, uns inspirieren und motivieren lassen. Wir können uns einsetzen für die Werte und die Lebensvorstellung, die wir uns wünschen anstelle von fremdgesteuerter Manipulation, die unsere wertvolle Lebenszeit auf diesem wunderbaren Planeten verschwendet.

 

Grenzen sind wichtig für eine gesunde Entwicklung

Das würden wir wohl unterschreiben, wenn über das Thema Kindererziehung in Familie, Kindergarten und Schule debattiert wird. Genauso wichtig sind Grenzen im Gesellschaftsleben überhaupt und auch im Wirtschaftsleben und Handel. Regeln sorgen für Struktur und Ausgewogenheit.

Die wirtschaftliche Macht der einen muss dort begrenz werden, wo sie die gleichen oder anderen Freiheiten anderer Menschen gefährdet. (Seite 93 – 97)

Wir müssen

  • Begrenzungen einführen bei der Verwendung von Unternehmensvermögen
  • Begrenzungen bei der Aneignung von Privatvermögen
  • Begrenzungen im Erbrecht.

 

MitarbeiterInnenbeteiligung
(Seite 101)

Langfristiges Ziel der Gemeinwohl-Ökonomie ist es, diejenigen, die als Mitarbeiter des Unternehmens Ihren Beitrag zu der Gewinnerwirtschaftung leisten, möglichst in die gemeinsame Verantwortung zu nehmen. Auch beim Tragen des Risikos werden sie dabei beteiligt. Zumindest diejenigen Mitarbeiter, die die Bereitschaft hierzu zeigen, sollte auch das Miteigentum ermöglicht werden.

Das daraus resultierende Mitbestimmungsrecht wirkt auch bei der Gewinnverteilung hauptsächlich zum Wohle des Unternehmens anstelle zur Bereicherung des Alleineigentümers. Daraus erfolgt die Steigerung der Effektivität, eine größere Bindung an das Unternehmen und eine Förderung der Demokratie.

Ein weiterer positiver Effekt wären die Pluspunkte in der Gemeinwohl-Bilanz als Grundlage für staatliche Förderungen, Kreditvergaben, Marktvorteile. (Seite 33, 41, 42)

Nachfolgend auch Ausführungen zum Erbrecht, Immobilienbesitz, Schenkung und Eigentum an der Natur.

(Seite 105-116)

 

Motivation und Sinn der Gemeinwohlökonomie
(Seite 118 - 127)

„Wirtschaften ist ja nicht Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck des guten Lebens“ (Peter Ulrich)

Nicht Geldverdienen ist das höchste Ziel des Wirtschaftens mit dem Nebeneffekt der Bedürfnisbefriedigung, des Wohlstandes und dem sinnvoll Tätigsein, sondern umgekehrt: Bedürfnisbefriedigung, Gemeinwohl und sinnvolles Tätigsein sind der Zweck des Wirtschaftens.

Hierin liegt eine der größten Stärken des Prinzips der Gemeinwohlökonomie.

 

Was können wir tun ? 

Der Manipulation, immer mehr Geld verdienen zu müssen, Einhalt gebieten. Sich selbst fragen, was sind meine Bedürfnisse und wie kann ich sie mir erfüllen. Welche kommen zuerst, welche sind nachrangig, welche verzichtbar.

Agieren für den eigenen Wohlstand anstatt reagieren auf gewollte und gezielte Einflüsse von Außen.

Ein besonderes Instrument dabei ist die Erzeugung von Angst. Je mehr wir uns der Fremdbestimmung hingeben,

um so größer die Macht über unsere Entscheidungen bzw. Unterlassung von Entscheidungen für unseren ganz persönlichen Wohlstand. Je mehr wir uns eigenbestimmt aufstellen, also uns unserer wirklichen Bedürfnisse und Wünsche bewusst sind, desto unabhängiger machen wir uns von den Machteliten.

 

Erziehung und Bildung
(Seite 127 -132)

Im Schul- und Bildungssystem wird der Grundstein gelegt für die Vorbereitung der jungen Menschen auf die gesellschaftlichen, beruflichen und wirtschaftlichen Herausforderungen. Hier besteht für die Staatsführung die Macht zu entscheiden, in welche Richtung sie die Jüngsten unserer Gesellschaft zukünftig lenken will.

Um so dringlicher ist es, grundsätzliche Veränderungen bzw. Ergänzungen des Bildungssystems auf den Weg zu bringen, um die Voraussetzungen und Rahmenbedingungen der Gemeinwohl-Ökonomie zu schaffen. Die jungen Menschen müssen sensibilisiert werden für das eigene Menschsein und für soziale und kommunikative Kompetenz sowie die Achtung der Natur. Unterrichtsfächer wie Gefühls-, Wertekunde, Kommunikationstraining, Demokratie- und Naturerfahrenskunde, Kunsthandwerk und Körpersensibilität könnten geeignete Basisinhalte vermitteln und trainieren.

 

Sonstiges

Im weiteren Verlauf des Buches zeigt der Autor weitere Praxisbeispiele auf: Hier stellt er uns vor, wie die Einführung dieser Gesellschaftsvorstellung schon heute möglich ist und in der Praxis Umsetzung finden könnte.

 

Schlusswort :

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in diesem Buch reichlich Anregungen stecken, die es uns allen möglich machen aktiv zu einer Veränderung beizutragen, denn Gemeinwohl ist auch die Summe des Wohl-Standes eines jeden Einzelnen. Sich beizspielweise mit anderen zusammen stark machen für eine lebenswertere und vor allem nachhaltigere Gemeinwohl-Gesellschaftsentwicklung erzeugt auch ein nachhaltigeres Zufriedenheitsgefühl als sich im Überangebot der kurzlebigen Vergnügungen zu verlieren.

Das Buch erzeugt auch eine Aufforderung: JETZT anfangen, bei sich selbst, beim Arbeitsplatz, bei der Freizeitgestaltung, bei der Gesellschaftsgestaltung für morgen! Es gibt immer eine Alternative!

 

18.05.2020 Gisela Hänig

 

Internationale Bewegung

Die Gemeinwohl-Ökonomie-Bewegung startete 2010 in Österreich, Bayern und Südtirol mit einem Dutzend klein- und mittelständischer Unternehmen. Heute unterstützen 2300 Unternehmen aus 50 Staaten die Bewegung, 500 haben eine Gemeinwohl-Bilanz erstellt. Darunter so unterschiedliche Unternehmen wie die Sparda Bank München, der Outdoor-Ausrüster VAUDE, der Autozulieferer elobau, der Waldviertler Kräutertee-Hersteller Sonnentor, die FH Burgenland oder die Herzogsägmühle in Oberbayern. Aktuell entstehen immer mehr Gemeinwohl-Gemeinden in Italien, Spanien, Österreich und Deutschland. Stuttgart hat zwei Kommunalbetriebe bilanziert, Mannheim folgt 2019 mit vier. Großes Interesse herrscht auch an Schulen, Hochschulen und Universitäten. Ein Lehrgang Angewandte Gemeinwohl-Ökonomie ist 2018 in Österreich gestartet, an der Universität Valencia erforscht der erste Lehrstuhl für Gemeinwohl-Ökonomie die wachsende Bewegung und stärkt ihre wissenschaftliche Basis.

 

Erste politische Erfolge

Auch die ersten Regionen fördern das neue Modell. Salzburg und Baden-Württemberg haben die GWÖ im Regierungsprogramm. Das Bundesland Valencia bereitet das erste Fördergesetz für bilanzierte Gemeinwohl-Betriebe vor und unterstützt schon jetzt KMU, Vereine und Bildungsträger, wenn sie alternative Wirtschaftsansätze verbreiten. Den bisher größten politischen Erfolg feierte die Gemeinwohl-Ökonomie-Bewegung auf EU-Ebene. Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss nahm eine Initiativstellungnahme zur Gemeinwohl-Ökonomie mit 86 Prozent der Stimmen an und empfiehlt ihren Einbau in den Rechtsrahmen der EU. Am Prozess der Gemeinwohl-Ökonomie kann sich jede Privatperson, jedes Unternehmen, jede Organisation und jede Gemeinde niederschwellig beteiligen.

 

Über den Autor

Christian Felber, 45, ist Autor von 15 Büchern, internationaler Referent und Initiator der Gemeinwohl-Ökonomie sowie des Projekts Bank für Gemeinwohl in Österreich. Er ist Senior Fellow am IASS in Potsdam und Lektor an diversen Universitäten. Außerdem ist er zeitgenössischer Tänzer und Performer.

 

Wiki Stade, 2020